Riffaquaristik - Reefdesign

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Riffaquaristik für Einsteiger

 
 
Zehn Jahre sind  vergangen, seit dieses Buch das erste Mal erschienen ist. Und nun liegt  es uns in der 5. Auflage vor. Eine Erfolgsgeschichte – fand es doch  durch Übersetzungen auch am internationalen Buchmarkt Eingang.  Inhaltlich wurde nicht allzu viel verändert, das Layout wurde  modernisiert. Man mag monieren, dass die Modernisierung nicht unbedingt  der besseren Lesbarkeit dienlich war, aber sichtlich war man beim Verlag  der Meinung, dass man sich dem Wandel der Zeit gestalterisch (und  geschmacklich) anpassen müsste. Dass im Zuge dessen z. B. viele Bilder  auf eine Größe (Kleinheit) geschrumpft wurden, die ein Erkennen des  Dargestellten erschweren, wenn nicht gar unmöglich machen, ist einer der  unerfreulichen Nebeneffekte.

Das Buch beginnt mit einer  Einführung, die auf 12 Seiten Verständnis für die Materie und  biologische Zusammenhänge in verständlicher, erzählender Sprache bringt.  Die nächsten 19 Seiten widmen sich der Einrichtung eines  Meerwasseraquariums. Auch dies versteht KNOP in bewährter, leicht  verständlicher Form zu bringen, ohne dabei allzu sehr ins Detail zu  gehen und den Anfänger dadurch möglicherweise zu überfordern. Manche  Aussagen sind meiner Ansicht nach jedoch zu pauschal und damit  irreführend. Der Satz : „Mit größerer technischer Ausstattung gelingt es  vielleicht besser, sicherer und schneller …“ ist in sich sicherlich  nicht falsch, verleitet aber den Meerwasserneuling möglicherweise zu der  Annahme, dass mit nur genügend Technikeinsatz alleine der Traum vom  Riffaquarium verwirklichbar und dauerhaft aufrecht zu erhalten ist. Dass  dem nicht so ist, zeigen die unzähligen „Super-GAUs“, also das Kippen  von Aquarien, sobald es zu einem (auch nur kurzzeitigen) Technikausfall  kommt. Hier hätte ich mir beispielsweise den Hinweis gewünscht, dass  Beschränkung das A und O der Meerwasseraquaristik und das Verlassen auf  Technik nicht alles ist. Gerade in Zeiten, in denen es wieder einmal zu  großen Anfeindungen der Meerwasseraquaristik seitens des Naturschutzes  kommt, sollten gerade in einem Buch für Anfänger Wege aufgezeigt und  eindringlich empfohlen werden, wie Verluste möglichst gering gehalten  werden können. Auch auf die Gefahr hin, dass der eine oder andere Leser  sein Traumbild vom „Wohnungsriff“ korrigieren muss. Es könnte Anliegen  und Aufgabe eines zeitgemäßen Anfängerbuches sein, eine „neue  Generation“ von Meerwasseraquarianern heranzuziehen und auszubilden.  

Schon ab Seite 47 beginnt man  sich mit den Tieren des Meeres zu beschäftigen. Gut gefällt mir, wie zu  Beginn einfach und klar die Symbiosealgen zooxanthellater Tiere sowie  der Begriff Taxonomie (Aufbau und Sinnhaftigkeit) erklärt wird.

Der große Buchteil, der der  Beschreibung der Tiere sowie deren Haltbarkeit und  Vermehrungsmöglichkeit gewidmet ist, zeigt eindeutig Daniel KNOPs großes  Fachwissen, allerdings hätte ich ihn mir für ein Buch, das immerhin den  Titel „Riffaquaristik für Einsteiger“ trägt, etwas anders gewünscht.  Gerade heute, da viele Anfänger mit einem eher kleinen Aquarium  beginnen, scheint mir die Empfehlung von Zebrasoma spp. als Erstbesatz  gegen Algen sowie von Chelmon rostratus als Glasrosenvernichter, ohne an  gleicher Stelle auf Größen- und Haltungsproblematik einzugehen,  problematisch. Der Einsatz des Entwurmungsmittels Concurat-L gegen  Scheibenwürmer wird in der Regel auf die Beckenbiologie fatale  Auswirkungen haben und kann daher gerade in einem Buch für Anfänger  nicht kommentarlos empfohlen werden.

Auch bei den Hinweisen zur  Pflege bestimmter Tiere finden sich Aussagen, die ich so nicht stehen  ließe. Die Pflege von Seeanemonen ist nun mal nicht ausgesprochen  einfach (S 86) und auch die Fütterung mit Muschelfleisch (S 91) ist  nicht zu empfehlen. Bei Oxymonacanthus longirostris wird zwar neben  einem schönen Bild (S 97) der Hinweis gegeben, dass man bezüglich der  Vergesellschaftung dieses Fisches mit Acropora Vorsicht walten lassen  sollte, nicht erwähnt wird aber die problematische Haltbarkeit dieser  Gattung. Die Garnele Hymenocera sp. als Kontrolle von Gänsefußseesternen  sollte dem Anfänger sicher nicht ohne den Hinweis, dass ausschließlich  Seesterne gefressen werden und eine Anschaffung eines solchen Tieres  daher wohlüberlegt sein will, empfohlen werden. Röhrenwürmer hätten man  deutlicher als für das klassische Riffaquarium problematische Pfleglinge  thematisieren können (wie es auch in Daniel KNOPs Buch „Röhrenwürmer“  der Reihe Art für Art auf vorbildliche Weise geschieht).

Positiv hingegen der Hinweis  auf die schwierige Haltung aufwuchsfressender Seesterne und natürlich  die Empfehlung, von züchtbaren Fischen (etwa Anemonenfische,  Pseudochromis oder Pterapogon kauderni) möglichst Nachzuchten zu kaufen.  Auch das Eingehen auf die Vermehrungsmöglichkeit von Stein- und  Lederkorallen ist geeignet, den Fokus des Anfängers in die richtige  Richtung zu lenken. Ebenso die Empfehlung, Fische möglichst paarweise zu  pflegen.

Ohne jetzt noch weiter in  Details gehen zu wollen, wird durch die bisherigen Zeilen sicher  deutlich, dass dieses Buch einen sehr zwiespältigen Eindruck bei mir  hervorruft. Einerseits vermittelt es ohne Zweifel großes Fachwissen des  Autors, andererseits zeigt es – wie ich weiter oben schon in Ansätzen  erörtert habe – meiner Meinung nach auf zu geringe Weise und mit zu  wenig deutlichen Worten den Weg in Richtung einer verantwortlichen  Meerwasseraquaristik, auf den ein Anfänger geführt werden sollte. Und  diesem Anspruch müsste ein Buch der heutigen Zeit gerecht werden.  Vielleicht bin ich meiner Beurteilung jetzt manchem zu kritisch. Ich  glaube aber einschätzen zu können, dass der pädagogische Ansatz genau  Daniel KNOPs Denkweise entspräche. In seiner Rolle als Chefredakteur der  Zeitschrift KORALLE bringt er das auch immer wieder zum Ausdruck.  Deswegen finde ich es schade, dass eine Neuauflage dieses Klassikers  nicht dafür genützt wurde.

Harold Weiss
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